Sonntag, 19. Oktober 2014

Erlernen und Festigen der Resilienz

Wie schon im ersten Teil geschrieben, sind resiliente Menschen Leute, welche mit größeren Schwierigkeiten und Probleme anders umgehen können, als manche andere Menschen.
Sie sind Stehaufmännchen.

Oft sehen wir, wie die Leute ganz unterschiedlich mit dem selben Problem umgehen.
Für die einen ist es fast nichts erwähnenswertes, andere verzweifeln fast daran.
Wie kommt es dazu?

Verschieden Menschen

Es gibt ängstliche und weniger ängstliche Menschen.
Mutige Menschen und weniger mutige.
Sensible und unsensible Menschen.

Der Erfahrungswert, die Erlebnisse und das Umfeld eines Menschen spielen eine wichtige Rolle bei der Resilienz.
Jemand der immer alles in den Schoss gelegt bekommen hat und nie für irgendwelche Ziele kämpfen musste, kann keine große Resilienz haben.
Andere Leute mussten im Leben schon harte Schicksalsschläge hinnehmen und mussten viel für sich selbst sorgen. Das Leben war oftmals härter und das stärkte automatisch auch die Widerstandskraft. 

Erlernen und stärken der Widerstandskraft

Ich habe mir im Laufe der Jahre viele Gedanken darüber gemacht, viel beobachtet und auch viele schwere Zeiten über längere Phasen hinweg durchstehen müssen. 

Ich habe noch nie ein Buch über die Resilienz gelesen und weiß auch gar nicht, ob ich das überhaupt will. Einmal durfte ich von der Arbeit aus ein Tagesseminar über die Resilienz besuchen. Aber das war verlorenen Zeit, ein bisschen soziales Geschwafel um den heißen Brei herum, Thema verfehlt.

 Ich denke, was das erlernen und trainieren der Widerstandsfähigkeit anbelangt, vieles vielleicht nicht im Sinne verweichlichter Dozenten oder politisch korrekt ist, oder man es den Leuten nicht so direkt sagen oder zumuten will.
Denn das Erlernen der Resilienz kann unbequem sein, zumindest so, wie ich es persönlich für richtig halte und hier weiter gebe.

Das Training

Die Reihenfolge der Punkte, die ich hier aufzähle bedeutet keine Rangfolge. Es ist eine beliebige Aufzählung.
  1. Mentales Training: sich bewusst machen, dass man schneller auf Probleme und Schwierigkeiten stoßen kann, als einem lieb ist. Sich die Welt besonders rosa zu malen, nur weil man noch nie größere Schwierigkeiten hatte und doch alles bisher im Leben so glatt lief, kann fatale Folgen haben, wenn mal etwas aus der Bahn gerät. Und wir alle kommen nicht herum, den Stürmen des Lebens ausgesetzt zu sein.
  2. Sich öfters mal schwierigere Situationen vorstellen und eine Lösung dafür zu finden. Die berühmte Frage: Was wäre wenn ....  Das ist keine Schwarzmalerei, sondern eine sehr gute Vorbereitung auf das Leben. Was wäre, wenn ich meine Arbeitsstelle verliere? Was wäre, wenn ein Familienmitglied auf einmal schwer krank wird? Was wäre, wenn morgen das Auto kaputt geht. Das passt ja meist nicht in den Plan.  Man muss sich bewusst machen, es kann immer etwas passieren, was uns nicht in den Kram passt. Wichtig ist, sich öfters mal für verschiedene Lagen einen Plan B auszudenken.
  3.  Körperliches Training: Heute werden wir körperlich im Alltag oft nicht mehr stark gefordert. Das führt dazu, dass wir auch das körperliche Leiden vergessen. Hier müssen wir uns selbst Abhilfe schaffen. Nur wer körperliche Strapazen selbst durchgemacht hat, lernt sich selbst kennen und kann dadurch seine Widerstandsfähigkeit stärken. Das stärkt auch sehr das Selbstbewusstsein und das Vertrauen an seine eigene Fähigkeiten.
  4. Man muss sich selbst oder mit einer Gruppe Aufgaben stellen, die man lösen oder ausführen muss. Dazu sollte man öfters mal an seine Grenzen gehen. Eine 30-50km Wanderung durchführen, mal einen höheren Berg besteigen, mit einem Führer oder Gruppe. Wer kann natürlich auch alleine. Klettern, ob in der Halle oder am Fels ist ein gutes Training. Denn auch da kann man schnell an seine Grenzen stoßen. Hier  muss man auch mal kämpfen und auf die Zähne beißen, um nach oben zu kommen.
  5. Ein Survival Training absolvieren. Sich bewusst Ziele stecken, die man erreichen will. Einmal ein Feuer anzünden, ob mit oder ohne Feuerzeug, eine Nachtwanderung durch den Wald, im starkem Regen sich gut anziehen und hinausgehen. Eine Nacht im Wald verbringen in einem Nachtlager. 
  6. Wir müssen bewusst Dinge tun, vor denen wir Angst oder großen Respekt haben. Das nimmt uns die Furcht davon und oftmals merken wir, dass es gar nicht so schlimm ist, als wir befürchtet haben. Die Vorstellungskraft und das Kopfkino haben meistens eine größere Kraft und Einfluss auf uns, als die Realität.
  7. Man muss Dinge tun, die nicht immer bequem sind, aber den Körper und das Selbstbewusstsein physisch und psychisch stärken. Dinge tun, für die die Allgemeinheit uns vielleicht verlacht, wenn wir davon erzählen. Dinge tun, die nicht jeder macht. 
  8. Aber wir tun das gerne und es macht uns nichts aus, weil wir wissen, die Mehrheit hat immer unrecht. Gutes körperliches Training und auch Dinge getan zu haben, die uns an die eigenen Grenzen und Ängste brachten, stärken unsere Widerstandskraft, unsere Resilienz.
  9. Wenn das Leben es gut mit uns meint, und wir keine Schwierigkeiten haben, so ist das natürlich eine schöne Sache und wir sind dankbar dafür. Aber dann machen wir uns selber einige Hürden und betrachten es als Training. Wir bewältigen diese Schwierigkeiten und schärfen dabei unsere Krallen. Wir bereiten uns dadurch auf die härten des Lebens vor.

Die Grenzen der Resilienz

Leider gibt es auch Grenzen unserer Kraft und Widerstandsfähigkeit. 
Wir sind Menschen und keine Roboter, wir alle haben, egal wie gut  und intensiv unser Training ist, nur eine bestimmte Kraft und Ausdauer. Dessen müssen wir uns bewusst sein.

Geht etwas schief im Leben, können wir oft vieles wieder ausgleichen oder überstehen.
Aber es gibt Momente, wo wir von anderen abhängig sind, unser Leben ist nicht nur auf unsere eigenen Fähigkeiten aufgebaut, sondern ist auch integriert in der Gesellschaft in der wir leben.

Wenn wir ständig nur von schweren Rückschlägen betroffen werden und das Glück und die Hilfe der Gesellschaft uns im Stich lässt, können wir trotz stärkster Widerstandskraft zerbrochen werden.

Darum ist es wichtig, auch ein gutes privates Umfeld in der Familie und Freundeskreis zu haben.
Wir können nicht immer nur für uns alleine leben. Wir brauchen auch die Gesellschaft und Hilfe anderer Menschen.
Denn vieles in unserem Leben hängt auch von den Entscheidungen anderer ab. Wir Haben nicht immer alles selbst in der Hand.
Das mag den ein oder anderen vielleicht sauer aufstoßen, ist aber Realität.

Ob wir die neue Arbeitsstelle bekommen, entscheidet nicht unsere Resilienz, sondern andere.
Ob wir eine Genehmigung für etwas angefordertes bekommen, entscheiden andere.
Ob die angebetete Ja sagt oder nein, entscheidet nicht unsere Resilienz.
Ob wir nächstes Jahr noch zum Bergsteigen kommen, entscheidet unsere Gesundheit oder das Wetter.
Ob wir nächstes Jahr eine gute Ernte einfahren können, hängt nicht von unserer Resilienz ab.

Wir können vieles in unserem Leben selbst in die Hand nehmen, aber unsere Kraft und Selbstbestimmung ist begrenzt. 

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