Dienstag, 15. November 2016

Sammeltouren im November

Dieses Jahr war ich sehr träge beim Sammeln der Wildpflanzen und habe aus verschiedenen Gründen fast nichts produktives zustande gebracht. Diesen Tiefpunkt habe ich aber überwunden und lege wieder eifrig los.
Jetzt ist natürlich ein schlechter Zeitpunkt um damit anzufangen, aber nicht unmöglich.
Wer sich auskennt findet immer etwas essbares in der Natur. Es gibt immer noch genug zu finden,Grünpflanzen für Salat, Gemüse, Tee oder Smoothies.
Fallobst und sogar noch nicht abgeerntete freistehende Apfelbäume, Eicheln und Früchte an Büschen und Sträuchern.

Die Reste des Jahres

Schon in der Bibel heißt es, wer nicht erntet zur Erntezeit, hungert im Winter. Und wer im Herbst nicht pflügt, wird im Sommer keine Ernte haben.
Wer im Kreislauf der Natur lebt und sogar davon abhängig ist, versteht diese Worte sehr gut.

Daran muss ich immer denken, wenn ich an meine eigene Faulheit denke, nicht zur rechten Zeit zu sammeln. Meine Teevorräte an gesammelten Wildpflanzen gehen bald zu Ende. Und sonstige Vorräte habe ich nicht angelegt.

Diesen Monat November bin ich auf einige Wildpflanzen Touren gegangen, um wenigstens einiges an Faulheit wieder gut zu machen und aufzuholen und Vorräte so weit es geht, aufzustocken.

Der Test

Anfang November ging ich morgens zum ersten mal los. Es war noch sehr nebelig, Aber für mich war es ein großer wichtiger Test, wie viel Nahrung werde ich heute zu dieser Jahreszeit noch finden.

Gleichzeit aber auch der Gedanke, in einer Krisensituation sind die Läden geschlossen und ich muss für mich und meine Familie Nahrung finden, um die vorhandenen Lebensmittel zu strecken. Was werde ich finden?
Es war auch eine Konditionstrainingstour im Waldläuferschritt, etwa 7 km lang, die ich mit Pflanzensammeln verbunden habe.
Den Waldläuferschritt habe ich beim Beitrag "Urbansurvival Training 1" beschrieben.
Ich hatte nur knappe 3 Stunden Zeit, weil Nachmittags Besuch kam.
So fing die erste Erkundungstour an:

sehr nebelig, aber wunderschön



Sehr schnell fand ich überraschenderweise viele Schlehen. Letztes Jahr trugen diese Büsche keine einzige Beere.



Diese Beeren lies ich hängen und beschloss sie so schnell wie möglich am nächsten Tag zu ernten.

Kurz darauf an einem Feldrand kam ich an einige Apfelbäume vorbei. Da wurde ich noch immer fündig. Sie werden nie abgeerntet.
In meinen Rucksack sammelte ich einige Äpfel ein, was für ein paar Gläser Apfelmus reichte. Aber auch da komme ich noch einmal hin. Wichtig war im Moment nur zu wissen, wo noch essbares vorhanden ist.

Etwas weiter kam eine Wiese auf der ich öfters sammel und wurde auch reichlich fündig. Einige Salate und Tees sind gesichert. Am Rande der Wiese steht auch eine große Eiche. Da fand ich sehr viele Eicheln und nahm sie mit.

gut erhaltenes Fallobst

viele Äpfel auf den Bäumen

Kräuterwiese mit Eichen im Hintergrund

Ich lief weiter in den Wald hinein und an einem Wegrand fand ich zwei Schopftintlinge. Leider zu wenig, um sie mitzunehmen. Aber den Standort merke ich mir für die Zukunft.
Am selben Platz stehen auch einige große Buchen. Ich fand bei den Pilzen am Weg viele Bucheckern, die ich auch mitnahm.

Schopftintling
Im Laufschritt ging es etwa 2 km weiter durch den Wald. Wieder auf einem Feldweg außerhalb des Waldes vielen mir fast die Augen aus. Zwei Apfelbäume voll mit den schönsten Äpfel und das im November. Für mich war klar, da muss ich noch einmal hin.



Die Zeit wurde langsam knapp und ich hatte noch nicht die Hälfte der geplanten Strecke hinter mir.

Auf dem Rest der Strecke fand ich noch unendlich viele Eicheln und Bucheckern, einige Standorte von Hagebutten und Schlehen. Die Hagebutten habe ich aber stehen gelassen. Ich kenne bessere und ergiebigere Plätze. Sogar einen kleinen Kastanienbaum fand ich, wo ich einige Kastanien für Waschmittel mitnahm. Aber davon habe ich auch schon genug.

Im Wald findet man jetzt auch die Goldnessel in großen Mengen. Sie gehört zu den immergrünen Wildpflanzen, die man auch im Winter finden und ernten kann.
Bisher mochte ich sie nicht so sehr, aber heute habe ich ein Blättchen gekaut und es hat mir sehr gut geschmeckt. Sofort kam auch die Goldnessel in meinen Sammelbeutel.

Die Pflanzenwanderung war sehr erfolgreich, obwohl ich nur wenig von dem mitnahm, was ich wirklich fand. Aber ich weiß jetzt wo es was zu finden gibt und werde schnellstens wieder dahin zurück kommen. Das ist auch eine gute Motivation, immer wieder hinaus in die Natur zu gehen und im Garten Gottes zu ernten, zu jeder Jahreszeit.

Meine Ernte
Ich bin in diesem Monat noch öfters zum Pflanzensammeln gegangen. Davon berichte ich bald.

Dienstag, 1. November 2016

Urban Survival Training 1

Es gibt unzählige Möglichkeiten sein persönliches Survival Training zu gestalten. Unterschiede zwischen dem reinen "Natursurvival" und dem Urban Survival gibt es nur wenige. Sie überschneiden sich sehr.

Das Training

Als Training nehme ich mir immer bestimmte Übungen, Schwerpunkte oder Streckenabschnitte vor, welche ich bewältigen möchte. Man kann sich ständig neue eigene Aufgaben stellen.

Hier einige Beispiele:

  • bei Regen in den Wald joggen und ein Feuer machen 
  • wenn bald Regen kommt, in den Wald gehen und eine wasserfeste Unterkunft mit Naturmaterialien oder sonstige Hilfsmittel bauen. Und wenn der Regen da ist, auch schauen, ob es wirklich wasserdicht ist.
  • Hinausgehen bei Regen ist immer gut, um die Ausrüstung zu testen und eventuelle Mängel festzustellen. 
  • Ein Trainingslauf mit essbaren Pflanzen sammeln um eine volle Mahlzeit zu finden und in der Natur zubereiten. Ob mit einem Gaskocher oder offenem Feuer ist egal. Zeitfaktor.
  • Auf der Karte suche ich mir oft Strecken heraus, meist 10- 30 km, welche ich schnell überwinden möchte, möglichst ohne gesehen zu werden und möglichst mit Meidung von vorhandener Infrastruktur.
  • Konditionsläufe, Sandsacktraining, Kampfsport, Stretching, Fitness 
  • Erste Hilfe
  • mehrtägige Weitwanderungen mit Biwak

Mein Training heute

Schon lange wollte ich einmal den großen Bahndamm von unserem Ort zum Nachbarort als Durchschlageübung erkunden. Es ist ein recht steiler Hang der sehr verwachsen ist, früher waren da auch noch einige Weinberge, von denen man aber nur noch ein paar Mauerreste sieht. Die Strecke ist etwa 4 km lang. Vom Hörensagen wusste ich auch, dass irgendwo in diesem Hang ein Bunker der Neckar- Ens Stellung ist. Den wollte ich schon immer mal finden.

Meine heutigen Aufgaben:
  • möglichst unauffällig zum Anfang des Bahndammes kommen.
  • essbares finden
  • Müll und Gegenstände finden, die man verwenden kann
  • die komplette Länge des Hanges durchlaufen

Ausrüstung

Für das reine Training braucht man nur sehr wenig. Teure Ausrüstung ist nicht notwendig.
In einer Notsituation muss man sowieso in der Lage sein, mit dem was vorhanden ist, zurechtzukommen und zu improvisieren.

Diese Dinge trage ich immer bei mir:
Ich habe in der Hosentasche ein Schweizer Taschenmesser, ein Feuerzeug, eine Taschenlampe am Schlüsselbund, etwas Draht, Büroklammern und Sicherheitsnadeln im Geldbeutel. Einen kleinen Schreibblock um meine Gedanken und Ideen aufzuschreiben, und als Stift ein Tactical Pen, der auch als Waffe einsetzbar ist. 

Für das heute beschriebe Training habe ich diese Dinge mitgenommen:


Da ist noch mein Survival Set dabei, Rettungsdecke, Dreieckstuch, die Schleuder für Zielübungen, ein Mora Messer.

Den Hüftgürtel, mit der Trinkflasche habe ich mal sehr günstig für 6 Euro als No Name Produkt kaufen können. Er erfüllt seinen Zweck sehr gut. Die Trinkflasche ist für echte Touren nicht gut geeignet. Fürs Training ist sie ok.



Diese Gürteltasche habe ich dann unter der Jacke getragen.

Zum Bahndamm

Auf dem Weg zum Bahndamm hielt ich ausschau nach essbaren Pflanzen, die Jahreszeit ist allerdings mit Ende Oktober schon weit vorgerückt.Aber wer sich auskennt findet immer etwas.
Sehr viele Hagebutten und Weißdornbeeren habe ich gefunden. Da werde ich noch einmal extra hinkommen für eine größere Ernte.
Auch viele andere Wildkräuter in schönem saftigem Grün habe ich gefunden. Nüsse leider keine mehr, obwohl da sehr viele und große Walnuss und Haselnuss Bäume und Büsche standen.
Der Anfang:

nach der Wiese begann das Dickicht

ein verlockender Einstieg

so war es dann kurz danach




Blick auf die Bahngleise


alte Weinbergmauer


verlassene Weinberghütte 

von Innen total vermüllt


die Batterie war leider leer


Der Weg an dem steilen Hang war sehr mühsam, aber ich konnte meistens aufrecht gehen. Die alte Weinberghütte war total vermüllt, aber in einer Notsituation hätte ich da viel brauchbares mitnehmen können. Es wäre schon der Clou gewesen, wenn ich mit der Batterie tatsächlich Funken bekommen hätte. Trockenes Papier für den Anfang eines Feuers war sehr viel vorhanden.
Gleich nach der Hütte war ich auch schon wieder im Dickicht. Es waren sehr viele Wilde Rosen, Brombeeren, Schlehen und Waldreben dabei. Aber Schlehen und Rosen ohne Früchte.


Plötzlich kam ein steiler Abhang ich musste ihn umgehen

da musste ich hoch

und so ging es weiter

Der Weg durch das Dickicht geht schon an die Kraft und auch an die Psyche. Aber das wollte ich bewusst so. Irgendwann kann da die Motivation schon nachlassen.
Ohne Handschuhe und einer festen Jacke wäre dieser Weg fast nicht machbar. Ich kam durch ohne einen Kratzer. Die Trittsicherheit vom Bergsteigen hat mir an diesem Hang auch sehr geholfen.

Der Bunker

Plötzlich stand ich vor dem Bunker. Er wurde 1947 von den Amis gesprengt. In meiner Gegend gibt es sehr viele Bunkerruinen überall in Wald und Flur, von der ehemaligen Neckar- Enz Stellung. Diese Bunkerlinie, welche von Eberbach im Odenwald bis nach Vaihingen- Enz immer am Neckar entlang geht, kam aber niemals zum Einsatz. Ich fand überraschend in einem kurzem Abstand sogar einen zweiten Bunker. Beide Bunker waren ursprünglich mit Weinbergmauern getarnt. Gut erhaltene Reste davon sieht man an beiden Bunkern noch sehr gut.






danach wurde der Weg kurze Zeit einfacher

kurz darauf sah ich einen weiteren Bunker

da haben schon welche gearbeitet

Blick vom Bunker auf die Bahngleise

Der Weiterweg



einige Mauern musste ich erklettern

und rostige Zäune überwinden

und immer wieder das Dickicht


endlich das Ende kurz vor der Ortschaft erreicht



Völlig Verschwitzt kam ich endlich aus dem Dickicht heraus. Es war sehr anstrengend, hat aber auch viel Spaß gemacht. Jetzt musste ich noch etwa 5 km zurück über die Feldwege nach hause laufen. Das machte ich im Pfadfinder- und Waldläuferschritt. 

Der Pfadfinder- oder Waldläuferschritt

Diese Gehtechnik habe ich zum ersten Mal bei Baden Powell gelesen, dem Gründer der Pfadfinder.
Wenn zu früheren Zeiten Kuriere und Läufer längere Strecken überwinden mussten, gab es den Waldläuferschritt. 
Er geht so:
Man läuft 20 Schritte im Lauftempo und geht 10 Schritte langsam. Und das im ständigem Rhythmus.
Man kann das je nach Lust und Fitness variieren. 30 Schritte laufen, 10 gehen, oder im Ort einen Laternenabstand laufen, den nächsten gehen usw. Auf den Feldern kann man eine Feldbreite oder Länge im Laufschritt und das nächste Feld wieder gehen.
Mit dieser Methode kann man schnell längere Distanzen bewältigen. 
Ich nehme auch gerne Bäume oder Straßenpfosten als Maß. 

mein Rückweg 

Ein Baumabstand gehen, den nächsten oder die nächsten zwei Baumabstände Laufen. Und so weiter.
Jeder kann für sich eigene Abstände wählen. 
Diese Methode ist nicht so anstrengend wie das Dauer joggen und man kommt trotzdem schnell voran. Auch mit dem Rucksack.  Es ist auch eine sehr gute Fitness Trainingsmethode. 
Ich nutze diese Methode auch oft, wenn ich auf Touren unterwegs bin, besonders auf geraden und öden Strecken.

Sonntag, 23. Oktober 2016

Urban Survival - Einleitung

Fast unser ganzes Leben und unser Alltag spielt sich in der Zivilisation ab.
Unser Wohnumfeld, Arbeitsstätten, Versorgungsketten, Infrastruktur, medizinische Versorgung, das Staatsgebilde und unser ganzes System in dem wir leben und eingebunden sind.


Survival in der Natur

Heute gibt es einen richtigen Boom von Menschen, welche lernen wollen wie man in der Natur lebt und überlebt. Viele sind zivilisationsmüde und haben sich zu weit von der Natur entfremdet. Sie wollen wieder lernen, von der Natur zu leben, essbares zu finden, und eine neue Beziehung zur Natur, welche ihnen fremd geworden ist, zu bekommen.Und auch um zu entschleunigen. Der Alltag und das Arbeitsleben werden ja immer schneller, stressiger und fordernder.
Erschöpfung macht sich bei vielen breit. Auch bei mir.

Da die Natur ein fremdes und für manche ein unbekanntes Umfeld ist, wollen viele wieder lernen, sich darin zurechtzufinden. Was sicher kein Fehler und auch notwendig ist.

Unser Umfeld in der Zivilisation kann ebenso sehr schnell eine unbekannte und feindliche Umgebung für uns werden, wenn wir nicht auf Notsituationen in der Zivilisation vorbereitet sind.

Wolf- Dieter Storl hat dazu in seinen Büchern folgende Aussagen gemacht. Besser kann man die Lage heute kaum noch beschreiben.

  • "Wir wissen zwar viel, gehen lange in die Schule, meinen wir seien gebildet. Aber wenn es um Wissen geht, das überlebensnotwendig ist, sieht es nicht gerade gut aus".  W.-D.Storl



  • "Dieses Verlorensein, diese Entfremdung von der Natur, ist in unserer westlichen übertechnisierten Welt zum Normalzustand geworden. Zugleich aber auch die untergründige Unsicherheit und Lebensangst. Je mehr wir in einer virtuellen Welt leben, die gespeist wird durch endlose Videounterhaltung und abstraktes Schulwissen und unsere natürlichen Wurzeln vergessen, umso mehr Angst werden die Menschen haben".  Storl


Urban Survival

Die Zivilisation ist unser tägliches Umfeld. Hier fühlen wir uns wohl, finden zurecht und leben in einem einigermaßen geschütztem Umfeld und genießen dazu eine Rundumversorgung.
Für alles ist gesorgt, die Versicherungen versprechen uns den optimalsten Schutz, der Staat sorgt für die Krankenversorgung, Feuerwehr und Schutz durch die Polizei. Die Nahrung- und Konsumgüterversorgung ist gesichert. Alles ist geregelt und geht seinen gewohnten Gang.
Der westliche Mensch braucht sich um seinen 'Alltag und Zukunft wenig Sorgen zu machen. Alles ist in besten Hände abgegeben. Der Staat sorgt für uns.
Eigenverantwortung und selbstständiges Mitdenken und Handeln ist bei vielen nicht mehr vorhanden.

Inzwischen wachen immer mehr Menschen auf und merken, dass dies doch nicht so einfach ist. Das unser Leben und Zukunft längst nicht mehr so sicher sind, wie uns vorgegaukelt wird.
Zu Vieles passiert in den letzten Monaten, was sich nicht mit unserer heilen Welt vereinbaren lässt.
Angst und Unsicherheit machen sich bei vielen breit, oder doch zumindest ein mulmiges Gefühl, wenn man die täglichen Nachrichten verfolgt.

Warum ist Urban Survival wichtig?

  • Wir haben heute fast unser ganzes Leben in fremde Hände abgegeben. Wir sind meist völlig abhängig vom System und hoffen, das es immer funktioniert und für uns da ist, wenn wir es brauchen.
  • Wir sind heute fast völlig von der Natur entfremdet und haben kaum noch Bezug zu ihr. Dadurch kann sie im Notfall den meisten Menschen nicht helfen und macht ihnen Angst.
  • Darum klammern sich die meisten Menschen an die Zivilisation, ihre natürliche Umgebung. Wenn diese aber zerfällt oder große Krisen eintreffen, egal welcher Art, sind die meisten Menschen völlig hilflos der Not und Gefahren ausgesetzt. Eigenverantwortung hat man ja großteils verlernt.
  • Es muss uns bewusst sein, dass die Zivilisation zwar unsere Heimat ist und wir meinen dort alles im Griff zu haben, dies aber nur solange der Fall ist, solange alles in Ordnung ist und seinen gewohnten Gang geht. Kommt wirklich eine größere Katastrophe, kann in unserem gewohntem Umfeld eine härtere Survivalsituation eintreten, als in der Natur.
  • Auch wenn der Staat uns größte Sicherheit verspricht, zeigt uns der Lauf der Geschichte, dass man diesen Worten nicht trauen darf und kann. Mit einem Plan B sollte sich jeder befassen, der sich und seine Familie einigermaßen schützen möchte.
  • Es ist keine Schwarzmalerei, wenn man sich mit einigen möglichen gefährlichen Szenarios, die uns passieren können, befasst. Das Beste hoffen, auf das Schlimmste vorbereitet sein.
  • Niemand mehr ist heute sicher. Zu vieles kann jederzeit passieren. Man muss heute in der Lage sein, mit verschiedenen Notsituationen zurechtzukommen.
  • Die Gefahrenliste, was uns heute alles treffen kann ist sehr groß und real geworden. Neue Kriegsgefahr, die Finanzkrise ist immer noch genauso akut und gefährlicher den je, Chemieunfälle, Terrorgefahr, Flüchtlingskrise, häufigere Stromausfälle durch den vermehrten Ökostrom, marode Stromnetze oder Sabotage, allgemeine Teuerung uvm.
  • Vorbereitet zu sein gibt immer ein sicheres Gefühl und Sicherheit.

Einige persönliche Beispiele

  • Ende Juni dieses Jahres war ich auf einer Berghütte. Abends bin ich mit dem mir bekannten Wirt und einigen Mitarbeitern noch auf ein Bierchen zusammengesessen. Müde bin ich ins Bett. Um 2 Uhr nachts ging der Feuermelder los.Benommen wachte ich auf, machte die Türe auf und sah leichten Rauch und viele Leute hin und her rennen. Ich schaute nach meiner Gruppe, mit der ich unterwegs war, Dann ging ich in mein Zimmer, zog mich mehrschichtig warm an, packte einige wichtige Dinge in meinen Tagesrucksack und ging nach unten. Dort stellte sich dann zum Glück heraus, dass es nicht brannte. Jemand hat im Schuhtrockenraum seine Lederstiefel direkt zum Trocknen an die Heizspirale gestellt. Diese Schuhe fingen an zu kokeln und zu rauchen. Der Rauchmelder ging los.   
  • Für mich war das eine interessante Erfahrung. Zuerst war ich nie in Panik oder Angst,weil ich durch mein ständiges mentales und körperliches Survival Training auf solche Situationen vorbereitet bin und weiß was zu tun ist. Es hat mir auch gezeigt, wie schnell sich alles ändern kann. Man geht fröhlich gelaunt zu Bett und sehr schnell kann alles ganz anders sein.
  • Zwei Monate später holte ich jemanden vom Hauptbahnhof ab. Der Zug hatte 45 Minuten Verspätung. Für mich eine Möglichkeit, den Bahnhof und das Publikum dort näher zu beobachten. Es waren dort sehr viele recht fragwürdig und nicht immer harmlos aussehende Leute dort. Da ich nicht wusste, von wo genau ich die Person abholen muss, ging ich ständig zwischen zwei möglichen Plätzen hin und her. Ein fremdländischer Mann kam mit entgegen und da ich gerade zufällig auf ihn schaute, fragte er mich, ob ich Ärger will. Ich schaute ihn an, machte mich etwas größer und sagte nein, ich warte auf jemanden. Dann ging er weiter. Hätte anders ausgehen können. Aber ich zeigte mich nicht eingeschüchtert und weiß auch, wie mich zu verteidigen.
  • Vor etwa zwei Wochen, kurz vor Feierabend fuhr ich mit dem Auto normal zurück zur Firma und plötzlich wurde uns der Weg von der Feuerwehr und Polizei versperrt. Wir mussten einen großen Umweg fahren. Angekommen im Betrieb erfuhren wir das es einen Amoklauf in der Schule gibt, die etwa 200m Luftlinie von unserem Betriebshof entfernt ist. So standen wir dann im Betriebshof, sahen die Polizeihubschrauber über uns sehr langsam fliegen und schauten im Internet mit unseren Smartphones wie die Lage ist. Panik hatte ich nie und war auch nicht besonders überrascht. Mir ist bewusst, dass wir täglich vor solchen Situationen stehen können. Mich ärgert es aber und macht mich furchtbar wütend, dass es in unserem Land so schlimm gekommen ist. Etwas später zuhause, erfuhr ich dann über die Medien, dass es sich um einen Fehlalarm handelte. 
  • Fast zur selben Zeit kam es dann in fünf weitern Schulen in verschiedenen Städten zu weiteren Amokläufe, die sich als Fehlalarm herausstellten. Ich verfolgte es über das Internet. Zur Entspannung machte ich dann einen Trainingslauf und als ich zurück kam, war plötzlich in den Medien eine bewaffnete Geiselnahme in einem Kaufhaus in Brüssel mit 15 Geiseln. 
  • Das zeigt mir eindeutig, wir wissen  nicht, was in der nächsten Stunde passieren kann oder wenn wir morgens zur Arbeit fahren, was bis zum Abend passieren wird. Alles ist inzwischen möglich und denkbar!
Diese Liste kann ich noch lange weiter machen und ich denke jeder Leser kann inzwischen noch eigene Erfahrungen hinzufügen.

Es ist sehr leichtsinnig, sich nicht mit den Gefahren, die auf uns zukommen können zu befassen.

Sonntag, 14. August 2016

Alpiner Basiskurs 2

Jedes Jahr führe ich für meine Sektion des Deutschen Alpenvereins einen 4-tägigen Alpinen Basiskurs durch.
Auch dieses Jahr war ich wieder mit 12 Teilnehmern Anfang Juli im Verwallgebirge für diesen Ausbildungskurs.
Diese Gegend eignet sich sehr gut für solche Kurse, die meisten Gipfel sind unmarkiert und das Gelände für Anfänger bis Fortgeschrittene sehr geeignet.


Die Teilnehmer sind sehr unterschiedlich gemischt von 20 Jahren bis zu 70 Jahren, Männer und Frauen, mit unterschiedlichen Bergerfahrungen und Erwartungen an den Kurs.
Die Ausbildung besteht aus einem praktischen und theoretischen Teil. Wir arbeiten gemeinsam ein etwa 40 seitiges Manuskript durch. Tagsüber gehen wir immer auf Trainingstouren wo wir auch viele Übungen durchführen und abends haben wir ein separates Zimmer für uns, wo wir noch vieles in der Theorie durchgehen, aber am nächsten Tag auch praktisch anwenden werden.

Es ist immer mein Ziel, dass die Teilnehmer alles was im Kurs besprochen wird, auch einmal praktisch geübt oder gesehen haben.
Im Laufe der Jahre habe ich den Alpinen Basiskurs eher in einen Survivalkurs umgewandelt.
Ich versuche immer je nach Wetterlage und vorhandenem Gelände möglichst viele Situationen praktisch durchzuführen, welche beim Bergwandern passieren können.

Dieses Jahr war das Wetter sehr durchwachsen und der Wetterbericht für die ersten 3 Tage war sehr regnerisch und mit Gewitter angesagt.
Laut Wetterbericht war am Aufstiegstag ab etwa 16 Uhr Gewitter und Regen vorhergesagt.
Um etwa 12.30 waren standen wir, nachdem wir ein Stück mit der Seilbahn gefahren sind, an diesem Wegschild.

Ich erklärte gleich am Anfang der Tour welche wichtige Anhaltspunkte uns diese Schilder geben können und besonders wenn Unwetter angesagt sind, die Stundenangaben sehr wichtig sein können.
Laut Wetterbericht hätten wir theoretisch noch ohne Gewitter an der Hütte ankommen können. Das kam dann aber anders. Darauf muss man vorbereitet sein, da Gewitter zwar angesagt werden können, aber niemals der genaue Zeitpunkt.

Diese Zeitangaben sind auch besonders für Gruppen interessant, da man an ihnen feststellen kann, wie schnell die Gruppe ist. Schafft man gemeinsam die angegebenen Zeiten oder braucht man viel länger dazu? So hat man eine gute Richtlinie.

Nach etwa 1,5 Stunden erreichten wir den wunderschönen Wiegensee, wo wir die erste größere Rast machten. Schon bis dahin sahen wir, dass die Wolken sich gewaltig zusammenzogen haben und in unsere Richtung kamen.
Wiegensee

Gewitterfront kommt auf uns zu. Blick vom Wiegensee.
Wir machten nur eine kurze Rast und gingen schnell weiter, da auch schon der erste Donner zu hören war. Kurz danach kamen die ersten Regentropfen. Der Wind und der Regen wurden schnell stärker und wir zogen unsere komplette Regensachen an.
Wir hatten Glück, dass wir nicht im Zentrum des Gewitters waren und es noch ein Stückchen von uns weg war. Und da wir noch beim Aufstieg waren, waren wir in noch einigermaßen sicherem Gelände, auch bei Gewitter. In der Verbellaalpe angekommen, standen schon mehrere Wanderer und Gruppen im Kuhstall der Alpe und auch wir standen dort unter und schauten dem Gewitter zu.

Nach etwa einer halben Stunde war der Regen nur noch sehr schwach und wir gingen weiter. Die Regenklamotten hatten wir noch an und die letzte Stunde zur Hütte wollten wir schnell hinter uns haben.

Bei der Hütte angekommen, kamen wir in winterliches Wetter. Die Tage vorher hat es dort noch öfters noch geschneit.
Schaidsee

die Neue Heilbronner Hütte im Schnee

Der Schaidsee, der auch für die Wasserversorgung der Hütte wichtig ist, war Anfang Juli an vielen Stellen noch mit Eis bedeckt.

Nachdem wir uns in der Hütte eingerichtet hatten, ging es nach dem Abendessen mit der Theorie los.
Zuerst sprachen wir noch einmal ganz gründlich über das Gewitter und wie man sich dabei im Gebirge verhält. Dieses Thema war ja schließlich ganz aktuell.
Danach ging es weiter mit der Ausrüstung, Planung und Durchführung von Bergtouren, Orientierung mit Karte und Kompass. Die Tour für den nächsten Tag wurde anhand der Karte ausgearbeitet.

Der nächste Morgen war sehr verregnet, so haben wir den Theorieteil nach dem Frühstück vorgezogen. Erste Hilfe, Vertiefung von Karte und Kompass, Alpine Gefahren.

Gegen 11 Uhr wurde der Regen schwächer und wir gingen in voller Regenkleidung endlich los.

Der Regen hörte bald auf aber die starke Bewölkung blieb. Die Sichtweite war nicht sehr groß. Uns war klar, dass wir aufgrund des Wetters und der Schneeverhältnisse weiter oben den geplanten Gipfel nicht schaffen werden. Das war aber nicht weiter schlimm. Ich führte die Gruppe voll in die Wolken, um bewusst zu zeigen, welche Situationen am Berg passieren können.

ein Steinmännchen zur Orientierung


Wir übten bei dieser Sicht die Orientierung mit der Karte und Kompass und ein Teilnehmer hatte sein GPS dabei. Aber irgendwann gibt es einen Punkt, wo man mit beidem nicht mehr weiter kommt. Außer man will sich bewusst in Gefahr bringen. Es gab einfach keine sichtbaren Orientierungspunkte mehr. Aber für die Teilnehmer war dieses White out eine völlig neue Erfahrung.

Noch vieles wurde in diesem Kurs geübt.
Begehen von Schneefeldern und Abrutschübungen. Auf Schneefeldern, besonders den Altschneefeldern passieren immer noch die meisten Unfälle beim Bergwandern.
Hier einige Bilder dazu auf dem Weg zur Westlichen Fluhspitze 2473m:


unser Weg zur Fluhspitze

Abstieg vom Gipfel

Aufstieg über eines der vielen Schneefelder

Wir übten Kletterpassagen, Gehen und Wegfindung im weglosen und unmarkierten Gelände, Trittsicherheit auf Geröll, Platten- und Blockgelände und größere Bäche zu überqueren.
Blockgelände


Klettern ohne Seil

Plattengelände

Plattengelände



ein mit Schnee bedeckter Bach. Eine sehr gefährliche Situation

Wir spielten eine komplette Notfallübung durch mit Verletztentransport, Notrufkette, Erste Hilfe, Biwaksack und Verwendung der Rettungsdecke.



Orientierung mit Karte und Kompass:



Die letzten eineinhalb Tage wurde das Wetter besser und wir konnten sogar eine Theorieeinheit im Freien abhalten und noch am nächsten Tag einen weiteren Gipfel besteigen.

unser Weg zum Valschervieler 2696m

kurz vor dem Gipfel

der Abstieg


Der Kurs hat allen Teilnehmern sehr gut gefallen und das etwas schlechtere Wetter war ein Glücksfall für uns. Das Thema Wetterkunde und alpine Gefahren konnte ich an vielen Situationen praxisnah erklären, besser als jede Theorie.