Dienstag, 15. November 2016

Sammeltouren im November

Dieses Jahr war ich sehr träge beim Sammeln der Wildpflanzen und habe aus verschiedenen Gründen fast nichts produktives zustande gebracht. Diesen Tiefpunkt habe ich aber überwunden und lege wieder eifrig los.
Jetzt ist natürlich ein schlechter Zeitpunkt um damit anzufangen, aber nicht unmöglich.
Wer sich auskennt findet immer etwas essbares in der Natur. Es gibt immer noch genug zu finden,Grünpflanzen für Salat, Gemüse, Tee oder Smoothies.
Fallobst und sogar noch nicht abgeerntete freistehende Apfelbäume, Eicheln und Früchte an Büschen und Sträuchern.

Die Reste des Jahres

Schon in der Bibel heißt es, wer nicht erntet zur Erntezeit, hungert im Winter. Und wer im Herbst nicht pflügt, wird im Sommer keine Ernte haben.
Wer im Kreislauf der Natur lebt und sogar davon abhängig ist, versteht diese Worte sehr gut.

Daran muss ich immer denken, wenn ich an meine eigene Faulheit denke, nicht zur rechten Zeit zu sammeln. Meine Teevorräte an gesammelten Wildpflanzen gehen bald zu Ende. Und sonstige Vorräte habe ich nicht angelegt.

Diesen Monat November bin ich auf einige Wildpflanzen Touren gegangen, um wenigstens einiges an Faulheit wieder gut zu machen und aufzuholen und Vorräte so weit es geht, aufzustocken.

Der Test

Anfang November ging ich morgens zum ersten mal los. Es war noch sehr nebelig, Aber für mich war es ein großer wichtiger Test, wie viel Nahrung werde ich heute zu dieser Jahreszeit noch finden.

Gleichzeit aber auch der Gedanke, in einer Krisensituation sind die Läden geschlossen und ich muss für mich und meine Familie Nahrung finden, um die vorhandenen Lebensmittel zu strecken. Was werde ich finden?
Es war auch eine Konditionstrainingstour im Waldläuferschritt, etwa 7 km lang, die ich mit Pflanzensammeln verbunden habe.
Den Waldläuferschritt habe ich beim Beitrag "Urbansurvival Training 1" beschrieben.
Ich hatte nur knappe 3 Stunden Zeit, weil Nachmittags Besuch kam.
So fing die erste Erkundungstour an:

sehr nebelig, aber wunderschön



Sehr schnell fand ich überraschenderweise viele Schlehen. Letztes Jahr trugen diese Büsche keine einzige Beere.



Diese Beeren lies ich hängen und beschloss sie so schnell wie möglich am nächsten Tag zu ernten.

Kurz darauf an einem Feldrand kam ich an einige Apfelbäume vorbei. Da wurde ich noch immer fündig. Sie werden nie abgeerntet.
In meinen Rucksack sammelte ich einige Äpfel ein, was für ein paar Gläser Apfelmus reichte. Aber auch da komme ich noch einmal hin. Wichtig war im Moment nur zu wissen, wo noch essbares vorhanden ist.

Etwas weiter kam eine Wiese auf der ich öfters sammel und wurde auch reichlich fündig. Einige Salate und Tees sind gesichert. Am Rande der Wiese steht auch eine große Eiche. Da fand ich sehr viele Eicheln und nahm sie mit.

gut erhaltenes Fallobst

viele Äpfel auf den Bäumen

Kräuterwiese mit Eichen im Hintergrund

Ich lief weiter in den Wald hinein und an einem Wegrand fand ich zwei Schopftintlinge. Leider zu wenig, um sie mitzunehmen. Aber den Standort merke ich mir für die Zukunft.
Am selben Platz stehen auch einige große Buchen. Ich fand bei den Pilzen am Weg viele Bucheckern, die ich auch mitnahm.

Schopftintling
Im Laufschritt ging es etwa 2 km weiter durch den Wald. Wieder auf einem Feldweg außerhalb des Waldes vielen mir fast die Augen aus. Zwei Apfelbäume voll mit den schönsten Äpfel und das im November. Für mich war klar, da muss ich noch einmal hin.



Die Zeit wurde langsam knapp und ich hatte noch nicht die Hälfte der geplanten Strecke hinter mir.

Auf dem Rest der Strecke fand ich noch unendlich viele Eicheln und Bucheckern, einige Standorte von Hagebutten und Schlehen. Die Hagebutten habe ich aber stehen gelassen. Ich kenne bessere und ergiebigere Plätze. Sogar einen kleinen Kastanienbaum fand ich, wo ich einige Kastanien für Waschmittel mitnahm. Aber davon habe ich auch schon genug.

Im Wald findet man jetzt auch die Goldnessel in großen Mengen. Sie gehört zu den immergrünen Wildpflanzen, die man auch im Winter finden und ernten kann.
Bisher mochte ich sie nicht so sehr, aber heute habe ich ein Blättchen gekaut und es hat mir sehr gut geschmeckt. Sofort kam auch die Goldnessel in meinen Sammelbeutel.

Die Pflanzenwanderung war sehr erfolgreich, obwohl ich nur wenig von dem mitnahm, was ich wirklich fand. Aber ich weiß jetzt wo es was zu finden gibt und werde schnellstens wieder dahin zurück kommen. Das ist auch eine gute Motivation, immer wieder hinaus in die Natur zu gehen und im Garten Gottes zu ernten, zu jeder Jahreszeit.

Meine Ernte
Ich bin in diesem Monat noch öfters zum Pflanzensammeln gegangen. Davon berichte ich bald.

Dienstag, 1. November 2016

Urban Survival Training 1

Es gibt unzählige Möglichkeiten sein persönliches Survival Training zu gestalten. Unterschiede zwischen dem reinen "Natursurvival" und dem Urban Survival gibt es nur wenige. Sie überschneiden sich sehr.

Das Training

Als Training nehme ich mir immer bestimmte Übungen, Schwerpunkte oder Streckenabschnitte vor, welche ich bewältigen möchte. Man kann sich ständig neue eigene Aufgaben stellen.

Hier einige Beispiele:

  • bei Regen in den Wald joggen und ein Feuer machen 
  • wenn bald Regen kommt, in den Wald gehen und eine wasserfeste Unterkunft mit Naturmaterialien oder sonstige Hilfsmittel bauen. Und wenn der Regen da ist, auch schauen, ob es wirklich wasserdicht ist.
  • Hinausgehen bei Regen ist immer gut, um die Ausrüstung zu testen und eventuelle Mängel festzustellen. 
  • Ein Trainingslauf mit essbaren Pflanzen sammeln um eine volle Mahlzeit zu finden und in der Natur zubereiten. Ob mit einem Gaskocher oder offenem Feuer ist egal. Zeitfaktor.
  • Auf der Karte suche ich mir oft Strecken heraus, meist 10- 30 km, welche ich schnell überwinden möchte, möglichst ohne gesehen zu werden und möglichst mit Meidung von vorhandener Infrastruktur.
  • Konditionsläufe, Sandsacktraining, Kampfsport, Stretching, Fitness 
  • Erste Hilfe
  • mehrtägige Weitwanderungen mit Biwak

Mein Training heute

Schon lange wollte ich einmal den großen Bahndamm von unserem Ort zum Nachbarort als Durchschlageübung erkunden. Es ist ein recht steiler Hang der sehr verwachsen ist, früher waren da auch noch einige Weinberge, von denen man aber nur noch ein paar Mauerreste sieht. Die Strecke ist etwa 4 km lang. Vom Hörensagen wusste ich auch, dass irgendwo in diesem Hang ein Bunker der Neckar- Ens Stellung ist. Den wollte ich schon immer mal finden.

Meine heutigen Aufgaben:
  • möglichst unauffällig zum Anfang des Bahndammes kommen.
  • essbares finden
  • Müll und Gegenstände finden, die man verwenden kann
  • die komplette Länge des Hanges durchlaufen

Ausrüstung

Für das reine Training braucht man nur sehr wenig. Teure Ausrüstung ist nicht notwendig.
In einer Notsituation muss man sowieso in der Lage sein, mit dem was vorhanden ist, zurechtzukommen und zu improvisieren.

Diese Dinge trage ich immer bei mir:
Ich habe in der Hosentasche ein Schweizer Taschenmesser, ein Feuerzeug, eine Taschenlampe am Schlüsselbund, etwas Draht, Büroklammern und Sicherheitsnadeln im Geldbeutel. Einen kleinen Schreibblock um meine Gedanken und Ideen aufzuschreiben, und als Stift ein Tactical Pen, der auch als Waffe einsetzbar ist. 

Für das heute beschriebe Training habe ich diese Dinge mitgenommen:


Da ist noch mein Survival Set dabei, Rettungsdecke, Dreieckstuch, die Schleuder für Zielübungen, ein Mora Messer.

Den Hüftgürtel, mit der Trinkflasche habe ich mal sehr günstig für 6 Euro als No Name Produkt kaufen können. Er erfüllt seinen Zweck sehr gut. Die Trinkflasche ist für echte Touren nicht gut geeignet. Fürs Training ist sie ok.



Diese Gürteltasche habe ich dann unter der Jacke getragen.

Zum Bahndamm

Auf dem Weg zum Bahndamm hielt ich ausschau nach essbaren Pflanzen, die Jahreszeit ist allerdings mit Ende Oktober schon weit vorgerückt.Aber wer sich auskennt findet immer etwas.
Sehr viele Hagebutten und Weißdornbeeren habe ich gefunden. Da werde ich noch einmal extra hinkommen für eine größere Ernte.
Auch viele andere Wildkräuter in schönem saftigem Grün habe ich gefunden. Nüsse leider keine mehr, obwohl da sehr viele und große Walnuss und Haselnuss Bäume und Büsche standen.
Der Anfang:

nach der Wiese begann das Dickicht

ein verlockender Einstieg

so war es dann kurz danach




Blick auf die Bahngleise


alte Weinbergmauer


verlassene Weinberghütte 

von Innen total vermüllt


die Batterie war leider leer


Der Weg an dem steilen Hang war sehr mühsam, aber ich konnte meistens aufrecht gehen. Die alte Weinberghütte war total vermüllt, aber in einer Notsituation hätte ich da viel brauchbares mitnehmen können. Es wäre schon der Clou gewesen, wenn ich mit der Batterie tatsächlich Funken bekommen hätte. Trockenes Papier für den Anfang eines Feuers war sehr viel vorhanden.
Gleich nach der Hütte war ich auch schon wieder im Dickicht. Es waren sehr viele Wilde Rosen, Brombeeren, Schlehen und Waldreben dabei. Aber Schlehen und Rosen ohne Früchte.


Plötzlich kam ein steiler Abhang ich musste ihn umgehen

da musste ich hoch

und so ging es weiter

Der Weg durch das Dickicht geht schon an die Kraft und auch an die Psyche. Aber das wollte ich bewusst so. Irgendwann kann da die Motivation schon nachlassen.
Ohne Handschuhe und einer festen Jacke wäre dieser Weg fast nicht machbar. Ich kam durch ohne einen Kratzer. Die Trittsicherheit vom Bergsteigen hat mir an diesem Hang auch sehr geholfen.

Der Bunker

Plötzlich stand ich vor dem Bunker. Er wurde 1947 von den Amis gesprengt. In meiner Gegend gibt es sehr viele Bunkerruinen überall in Wald und Flur, von der ehemaligen Neckar- Enz Stellung. Diese Bunkerlinie, welche von Eberbach im Odenwald bis nach Vaihingen- Enz immer am Neckar entlang geht, kam aber niemals zum Einsatz. Ich fand überraschend in einem kurzem Abstand sogar einen zweiten Bunker. Beide Bunker waren ursprünglich mit Weinbergmauern getarnt. Gut erhaltene Reste davon sieht man an beiden Bunkern noch sehr gut.






danach wurde der Weg kurze Zeit einfacher

kurz darauf sah ich einen weiteren Bunker

da haben schon welche gearbeitet

Blick vom Bunker auf die Bahngleise

Der Weiterweg



einige Mauern musste ich erklettern

und rostige Zäune überwinden

und immer wieder das Dickicht


endlich das Ende kurz vor der Ortschaft erreicht



Völlig Verschwitzt kam ich endlich aus dem Dickicht heraus. Es war sehr anstrengend, hat aber auch viel Spaß gemacht. Jetzt musste ich noch etwa 5 km zurück über die Feldwege nach hause laufen. Das machte ich im Pfadfinder- und Waldläuferschritt. 

Der Pfadfinder- oder Waldläuferschritt

Diese Gehtechnik habe ich zum ersten Mal bei Baden Powell gelesen, dem Gründer der Pfadfinder.
Wenn zu früheren Zeiten Kuriere und Läufer längere Strecken überwinden mussten, gab es den Waldläuferschritt. 
Er geht so:
Man läuft 20 Schritte im Lauftempo und geht 10 Schritte langsam. Und das im ständigem Rhythmus.
Man kann das je nach Lust und Fitness variieren. 30 Schritte laufen, 10 gehen, oder im Ort einen Laternenabstand laufen, den nächsten gehen usw. Auf den Feldern kann man eine Feldbreite oder Länge im Laufschritt und das nächste Feld wieder gehen.
Mit dieser Methode kann man schnell längere Distanzen bewältigen. 
Ich nehme auch gerne Bäume oder Straßenpfosten als Maß. 

mein Rückweg 

Ein Baumabstand gehen, den nächsten oder die nächsten zwei Baumabstände Laufen. Und so weiter.
Jeder kann für sich eigene Abstände wählen. 
Diese Methode ist nicht so anstrengend wie das Dauer joggen und man kommt trotzdem schnell voran. Auch mit dem Rucksack.  Es ist auch eine sehr gute Fitness Trainingsmethode. 
Ich nutze diese Methode auch oft, wenn ich auf Touren unterwegs bin, besonders auf geraden und öden Strecken.