Auch letztes Jahr war ich wieder mit 12 Teilnehmern Anfang Juli im Verwallgebirge für diesen Ausbildungskurs.
Diese Gegend eignet sich sehr gut für solche Kurse, die meisten Gipfel sind unmarkiert und das Gelände für Anfänger bis Fortgeschrittene sehr geeignet.
Die Teilnehmer sind sehr unterschiedlich gemischt von 20 Jahren bis zu 70 Jahren, Männer und Frauen, mit unterschiedlichen Bergerfahrungen und Erwartungen an den Kurs.
Es ist immer mein Ziel, dass die Teilnehmer alles was im Kurs besprochen wird, auch einmal praktisch geübt oder gesehen haben.
Im Laufe der Jahre habe ich den Alpinen Basiskurs eher in einen Survivalkurs umgewandelt.
Ich versuche immer je nach Wetterlage und vorhandenem Gelände möglichst viele Situationen praktisch durchzuführen, welche beim Bergwandern passieren können.
Dieses Jahr war das Wetter sehr durchwachsen und der Wetterbericht für die ersten 3 Tage war sehr regnerisch und mit Gewitter angesagt.
Laut Wetterbericht war am Aufstiegstag ab etwa 16 Uhr Gewitter und Regen vorhergesagt.
Um etwa 12.30 waren standen wir, nachdem wir ein Stück mit der Seilbahn gefahren sind, an diesem Wegschild.
Ich erklärte gleich am Anfang der Tour welche wichtige Anhaltspunkte uns diese Schilder geben können und besonders wenn Unwetter angesagt sind, die Stundenangaben sehr wichtig sein können.
Laut Wetterbericht hätten wir theoretisch noch ohne Gewitter an der Hütte ankommen können. Das kam dann aber anders. Darauf muss man vorbereitet sein, da Gewitter zwar angesagt werden können, aber niemals der genaue Zeitpunkt.
Diese Zeitangaben sind auch besonders für Gruppen interessant, da man an ihnen feststellen kann, wie schnell die Gruppe ist. Schafft man gemeinsam die angegebenen Zeiten oder braucht man viel länger dazu? So hat man eine gute Richtlinie.
Nach etwa 1,5 Stunden erreichten wir den wunderschönen Wiegensee, wo wir die erste größere Rast machten. Schon bis dahin sahen wir, dass die Wolken sich gewaltig zusammenzogen haben und in unsere Richtung kamen.
Wiegensee |
Gewitterfront kommt auf uns zu. Blick vom Wiegensee. |
Wir hatten Glück, dass wir nicht im Zentrum des Gewitters waren und es noch ein Stückchen von uns weg war. Und da wir noch beim Aufstieg waren, waren wir in noch einigermaßen sicherem Gelände, auch bei Gewitter. In der Verbellaalpe angekommen, standen schon mehrere Wanderer und Gruppen im Kuhstall der Alpe und auch wir standen dort unter und schauten dem Gewitter zu.
Nach etwa einer halben Stunde war der Regen nur noch sehr schwach und wir gingen weiter. Die Regenklamotten hatten wir noch an und die letzte Stunde zur Hütte wollten wir schnell hinter uns haben.
Bei der Hütte angekommen, kamen wir in winterliches Wetter. Die Tage vorher hat es dort noch öfters noch geschneit.
Schaidsee |
die Neue Heilbronner Hütte im Schnee |
Der Schaidsee, der auch für die Wasserversorgung der Hütte wichtig ist, war Anfang Juli an vielen Stellen noch mit Eis bedeckt.
Nachdem wir uns in der Hütte eingerichtet hatten, ging es nach dem Abendessen mit der Theorie los.
Zuerst sprachen wir noch einmal ganz gründlich über das Gewitter und wie man sich dabei im Gebirge verhält. Dieses Thema war ja schließlich ganz aktuell.
Danach ging es weiter mit der Ausrüstung, Planung und Durchführung von Bergtouren, Orientierung mit Karte und Kompass. Die Tour für den nächsten Tag wurde anhand der Karte ausgearbeitet.
Der nächste Morgen war sehr verregnet, so haben wir den Theorieteil nach dem Frühstück vorgezogen. Erste Hilfe, Vertiefung von Karte und Kompass, Alpine Gefahren.
Gegen 11 Uhr wurde der Regen schwächer und wir gingen in voller Regenkleidung endlich los.
Der Regen hörte bald auf aber die starke Bewölkung blieb. Die Sichtweite war nicht sehr groß. Uns war klar, dass wir aufgrund des Wetters und der Schneeverhältnisse weiter oben den geplanten Gipfel nicht schaffen werden. Das war aber nicht weiter schlimm. Ich führte die Gruppe voll in die Wolken, um bewusst zu zeigen, welche Situationen am Berg passieren können.
ein Steinmännchen zur Orientierung |
Wir übten bei dieser Sicht die Orientierung mit der Karte und Kompass und ein Teilnehmer hatte sein GPS dabei. Aber irgendwann gibt es einen Punkt, wo man mit beidem nicht mehr weiter kommt. Außer man will sich bewusst in Gefahr bringen. Es gab einfach keine sichtbaren Orientierungspunkte mehr. Aber für die Teilnehmer war dieses White out eine völlig neue Erfahrung.
Noch vieles wurde in diesem Kurs geübt.
Begehen von Schneefeldern und Abrutschübungen. Auf Schneefeldern, besonders den Altschneefeldern passieren immer noch die meisten Unfälle beim Bergwandern.
Hier einige Bilder dazu auf dem Weg zur Westlichen Fluhspitze 2473m:
unser Weg zur Fluhspitze |
Abstieg vom Gipfel |
Aufstieg über eines der vielen Schneefelder |
Wir übten Kletterpassagen, Gehen und Wegfindung im weglosen und unmarkierten Gelände, Trittsicherheit auf Geröll, Platten- und Blockgelände und größere Bäche zu überqueren.
Blockgelände |
Klettern ohne Seil |
Plattengelände |
Plattengelände |
Bachüberquerung |
ein mit Schnee bedeckter Bach. Eine sehr gefährliche Situation |
Wir spielten eine komplette Notfallübung durch mit Verletztentransport, Notrufkette, Erste Hilfe, Biwaksack und Verwendung der Rettungsdecke.
Biwaksack als Sonnen- und Windschutz |
Die letzten eineinhalb Tage wurde das Wetter besser und wir konnten sogar eine Theorieeinheit im Freien abhalten und noch am nächsten Tag einen weiteren Gipfel besteigen.
Unterricht im Freien nach einer gelungenen Tour |
unser Weg zum Valschervieler 2696m |
kurz vor dem Gipfel |
der Abstieg |
Der Kurs hat allen Teilnehmern sehr gut gefallen und das etwas schlechtere Wetter war ein Glücksfall für uns. Das Thema Wetterkunde und alpine Gefahren konnte ich an vielen Situationen praxisnah erklären, besser als jede Theorie.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen