Sonntag, 13. Dezember 2015

Gegenwehr bei Mobbing

Wenn alle friedlichen Lösungsversuche und Gesprächsangebote wegen den Angriffen, Beschuldigungen und Verleumdungen, welche die Mobber tun, nicht mehr helfen und auch beim Arbeitgeber oder Vorgesetzten nichts gebracht haben, dann weiß man, wie man dran ist.

Mobbing ist Krieg gegen eine Person. Früher hat man einen Streit im Kampf mit Fäusten, Schwertern, Duellen usw. ausgemacht, heute wird er mit unfairen Mitteln, versteckt geführt, wie zum Beispiel beim Mobbing.

Es kann der Friedlichste nicht in Frieden leben, wenn der Andere es unbedingt nicht will.
Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, indem man sich wehren muss.

Wenn man merkt, man wird in seiner Mobbing Situation von "Oben" herab im Stich gelassen und steht praktisch alleine da, dann muss man lernen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.

Jede Mobbing Situation ist anders, man kann nicht jedes Mobbing 1:1 auf andere übertragen.
Nicht jeder wird und kann genauso handeln, wie andere es tun.

Wenn jemand sich bewusst gegen Mobbing wehrt, lässt er sich auf einen sehr starken Kampf oder besser, Krieg, ein, dem nicht jeder gewachsen ist!

Wer diesen Kampf durchhalten will, muss sich im Klaren darüber sein, dass es Zermürbungskrieg ist, der bis zum Nervenzusammenbruch, bleibende psychische Schäden, Berufsunfähigkeit, Scheidung und sogar zu Selbstmord führen kann.
Man braucht einen guten Freundes- und Bekanntenkreis, der helfen kann und einen guten Ehepartner (wer verheiratet ist), der bereit ist, dies mit durchzustehen.
Eine Ehe oder Beziehung wird in einer Mobbing Situation sehr stark belastet. Dieser Punkt darf nicht unterschätzt werden.

Hier muss ich mich ganz besonders bei meiner lieben Frau bedanken,die mich so gut während dieser Zeit unterstützt hat.

Arten von Angriffen und Tätigkeiten gegen mich

In meiner persönlichen Mobbing Situation hatte ich mit vielen Angriffen zu tun.
Hier einige Beispiele:
  • Sprit im Benzinkanister wurde absichtlich vertauscht, damit mir ein Schaden bei der Maschine passiert. Damit wollte man meine Unfähigkeit beweisen!
  • Viele Arbeitsaufträge, die man mit gab,wurden als ich fertig war bemängelt und beanstandet, so haben wir das nicht gesagt, das ist falsch usw.
  • Betriebliche Informationen wurden mir vorenthalten. Man wollte mir zeigen, ich gehöre nicht dazu!
  • Brauchte ich etwas. wurde mir auch dies öfters vorenthalten, damit ich bei der Arbeit behindert wurde.
  • Insgesamt bekam ich 9 Abmahnungen wegen lauter nicht haltbaren Kleinigkeiten. So wollte man mich zermürben!
  • Ich durfte keine Entscheidungen selbst treffen, durfte nur genau das tun,was mir gesagt wurde. Denn sonst kann wieder eine Abmahnung drohen. So wollte man mich demütigen und jede Fachkompetenz absprechen!
  • Man redete nicht mit mir, nur die Arbeitsanweisungen.
  • und vieles mehr
Etwas mehr als sechs Jahre ging das so.
Ich  merkte nicht sofort, dass ich in einer Mobbing Situation war. Aber als es mir bewusst wurde und der Geschäftsführer mir dies auch deutlich machte, weil er mich zum Kündigen zwingen wollte, war auch mein Kampfgeist geweckt.

Wie wehrte ich mich?

Als ich wegen einer ungerechtfertigten Sache meine erste Abmahnung bekam, ging ich zum ersten Mal zu einem Anwalt und erzählte ihm meine Situation. 
Diese Abmahnung war natürlich in keinem Punkt haltbar und musste zurückgenommen werden. 

Bei diesem Gespräch erfuhr ich auch einiges über die Rechtslage bei Mobbing, wie schwer es ist, dies nachzuweisen, Mobbing Tagebuch usw.

Ich wusste nun, dass ich im Großen und Ganzen doch auf mich alleine gestellt war.
Ein Anwalt kann nur bedingt helfen bei Mobbing. Oder man hat das Glück, einen absolut spezialisierten Anwalt für Mobbing zu bekommen. Das weiß man aber vorher nicht immer.

Ich hatte auch einen sehr guten Freund als Berater, der selbst Unternehmer und Geschäftsführer ist.
Er half mir viel mit Rat und Tat, Verhaltenstipps usw. Ohne ihn hätte ich es wahrscheinlich nicht so lange durchgehalten.

Ich lernte die Angriffe des Gegners für mich zum Vorteil umzuwandeln.

Mobben muss man auch können. Es ist ein Kampf und ein bewusstes Warten auf die Fehler des Anderen. man ist ständig in Alarmbereitschaft und Wachsam. Ein Zustand, der auf Dauer auch zermürben kann.
Hier mal einige Beispiele, wie ich vieles abwehren und für mich nutzen konnte. 
  • Der Benzinkanister. Der Kanister war beschriftet mit dem, was drin ist. Das konnte ich auch so sichtbar nachweisen. Wenn dann der Kanister manipuliert wurde,kann ich nichts dazu.
  • Die Bemängelung meiner Arbeit, so haben wir das nicht gesagt. Mein Anwalt schrieb dazu einen Brief, man solle mir doch die Aufträge schriftlich geben, um Missverständnisse auszuschließen. Besonders auch deshalb, weil ich stark schwerhörig bin. Dies lehnte mein Arbeitgeber bei seiner schriftlichen Antwort ab.
  • Diese Ablehnung war für mich natürlich ein großes Geschenk. So konnte ich praktisch jeden Arbeitsauftrag in den Sand fahren und sagen: So habe ich es verstanden. Das habe ich aber nicht gemacht. Aber man konnte meine Arbeit nicht mehr unberechtigter Weise kritisieren. Das haben sie dann aber auch recht schnell kapiert. Und wenn ich doch mal einen Fehler gemacht habe, konnte ich immer sagen, so habe ich es verstanden. Ich weiß, dass mein Arbeitgeber diese Entscheidung sehr oft bereut hat.
  • Ich durfte nur genau das tun, was man mir sagte. Auch das war ein schwerer Fehler von meinem Arbeitgeber. Jeder der handwerklich arbeitet weiß, dass das nicht geht und es immer Dinge gibt, die dazwischen kommen. Dinge die man vorher nicht sehen kann. So blieb oft vieles liegen, weil ich ja keinen Auftrag dafür hatte. Ich konnte damit gut leben, meine Gegner natürlich weniger gut. Und ich war dabei sogar immer noch im Recht. 
  • Informationen wurden mir vorenthalten. Auch das konnte ich für mich nutzen. Was ich nicht weiß, kann ich auch nicht machen, und auch nicht falsch machen. Hintenherum habe ich schon vieles mitbekommen, aber wenn ich es offiziell nicht weiß, dann geht es mich auch nichts an und muss es auch nicht tun. Ich konnte immer darauf zurück greifen, dass hat man mir nicht mitgeteilt. So war ich aus dem Schneider.
  • Was ich brauchte, wurde mir oft vorenthalten oder versteckt. Das war für mich dann auch ein Spiel und ich lernte viel dabei. Ich dachte immer an McGyver, wie er improvisierte und wurde auch sehr erfinderisch. Und ab und zu habe ich auch das Versteckte gefunden. Brauchte ich dann mal etwas länger für die Arbeit, was durch mein gutes "Training" fast nicht vorkam, konnte ich immer sagen, das etwas wichtiges fehlt,was  man mit eigentlich stellen muss. Auch da war ich wieder im Recht. Dieses Improvisieren brachte mich viel weiter und ich habe dadurch heute noch Vorteile bei meiner neuen Arbeit.
  • Man redete nicht mit mir. Das machte mir wenig aus, da ich gerne alleine bin. Aber ich hörte viel bei anderen Gesprächen zu und konnte dadurch Informationen bekommen, die mir nützlich waren. Auch da lernte ich viel zu Improvisieren und über Hintertüren an Infos zu kommen, gezielte, versteckte Fragen an Kollegen usw.  Eine Fähigkeit, die nie schaden kann.
  • Ich wurde isoliert. Auch das war für mich kein Nachteil, aber man muss damit umgehen können. Ich hatte das Glück, etwa 70% alleine zu arbeiten. Ich hatte mein Fahrzeug und fuhr los. Da ich nur das tun durfte, was man mir sagte, war ich öfters mal unterbeschäftigt. Aber ich nutzte die Zeit zum Lesen, Knoten üben, Wildkräuter sammeln usw. Mir wurde da nie langweilig. Aber ich musste wachsam sein,da jederzeit ein Überwachungsbesuch kommen konnte.
  • Die Abmahnungen. Wegen 2 Abmahnungen ging ich zum Anwalt, bei den anderen habe ich nur eine Gegendarstellung geschrieben und zu den Akten legen lassen. Ich sagte dann auch dem Geschäftsführer, ich nehme diese Abmahnungen gerne, denn sie sind vor Gericht nicht haltbar und sogar, wenn es zur Verhandlung kommt, ein guter Beweis für mich, dass ich ungerechtfertigt behandelt werde. Auf eine Gerichtsverhandlung hat sich mein Arbeitgeber nie eingelassen.

Das liest sich jetzt vielleicht sehr einfach, es war aber auch ein sehr großer Nervenkrieg.
Mir war klar, dass dies nicht auf Dauer so gehen kann. Ich sah diese Sache nur noch als ein Spiel und als ein gutes Training für  mich. 
Ich las natürlich sehr viel über Mobbing und ähnliches und probierte das Gelesene dann auch gerne aus. 
Gesundheitlich war ich dabei nicht immer in guter Verfassung. Dann ging ich wieder zum Arzt oder Neurologe und lies mich krank schreiben.
Da ich öfters mal wegen Krankheit gefehlt hatte, musst ich auch eines Tages zum Vertrauensarzt der Krankenkasse. Ich erzählte da meine Situation und konnte da auch schon einiges vorlegen, so war die Sache sofort klar, dass ich ab und zu eine "Auszeit" brauchte. Das wurde sogar amtlich bestätigt. 
Wieder ein Pluspunkt für mich.

Bei all dem war mir klar, dass ich früher oder später gehen musste. Ich lebte praktisch von Monat zu Monat, Ich sagte mir: "Jeden Monat den ich noch durchhalte habe ich gutes Geld und bin noch nicht arbeitslos. Das Schlimmste was mir passieren kann, ist die Arbeitslosigkeit und das ist kein Weltuntergang".

Ich kämpfte auch deswegen, weil ich einen guten Abgang für mich herausschlagen wollte. Was mir auch gut gelang!

Da ich eine 50% Behinderung habe wegen Schwerhörigkeit, habe ich auch den Integrationsfachdienst eingeschaltet. Das war für mich ein guter und kostenloser Anwalt Ersatz und auch sie standen mir mit Rat und Tat zur Seite. 

Mir war auch klar, dass ich wieder eine Arbeit finden werde. Und wenn alle Stricke reißen, ich mich auf meinen Beruf selbstständig machen kann.
So sah ich für mich immer noch Alternativen.

Ich wünsche niemandem, solche Situationen durchzumachen!






3 Kommentare:

  1. Hallo!

    Sehr beeindruckend, wie Du das hinbekommen hast und Dich gewehrt hast!

    lg
    Maria

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  2. Danke,Maria. Es war aber auch eine schwere Zeit für mich. Meine Frau ist mir sehr beigestanden und hat auch viel gelitten.

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  3. Respekt kann ich nur sagen. Da steht mir dann wohl noch einiges bevor.

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