Montag, 4. August 2014

Survival: Notfall- und Krisenmanagement


Der Begriff Survival ist heute schon sehr abgegriffen und viel Sinn und Unsinn wird und wurde darüber verbreitet. Seit etwa 30 Jahren beschäftige ich mich mit diesem Thema und kenne die Entwicklung des Survivals und ihrer Szene in Deutschland seit den 80ern bis heute. Vieles ist anders geworden, zum Guten wie zum Schlechteren.

Survival ist mein Lebensstil und innere Lebenseinstellung geworden. Denn, Survival ist immer, nicht nur in der Natur, auch in unserem täglichem Alltag.

Den Begriff Survival ändere ich lieber in Notfall-und Krisenmanagement um, da dies zutreffender ist. Bevor ich über Survival schreibe muss ich noch eine andere Variante davon erklären. Es ist Bushraft, was heute groß in Mode ist und sich mit Survival überschneidet.

Der Unterschied von modernem Survival und Bushcraft/ Waldläuferei



Bushcraft: Es ist das bewusste und gewollte Leben in und mit der Natur. Es ist oft auf einen längeren oder kürzeren Aufenthalt in der Natur ausgerichtet und man verwendet dabei Techniken, die es erlauben längere Zeit unabhängig von der Zivilisation, draußen in der Natur zu leben. Fehlende oder verschlissene Ausrüstung und Notwendigkeiten werden mit Hilfe der Natur, Pflanzen, Steine usw. ersetzt. Es erfordert ständiges üben.
Bushcraft ist ein gewolltes und geplantes Szenario, es ist ein Hobby, eine Lebenseinstellung, ein Lebensstil, welcher uns ermöglicht, längere Zeit unabhängig in der Natur zu leben.

Survival: Ist eine plötzliche, ungewollte gefährliche Notsituation, aus der man schnellst möglich mit allen Mitteln und Kenntnisse herauskommen muss. Es geht ums Überleben und nicht um die Naturromantik.

Survival hat für mich fünf Aspekte:
  1. Survival im Alltag
  2. Survival als Lebensstil
  3. Bewusster leben durch Survival
  4. Teilausstieg, autarkeres Leben durch Survival
  5. Survival in der Natur

Die praktische Kenntnisse und die mentale Einstellung des Survivals haben mir in vielen Gefahrensituationen in der Natur, im Gebirge und auf Reisen geholfen und einiges erleichtert und geben allgemein viel mehr Sicherheit und Gelassenheit und schulen den berühmten 6.Sinn.

Die meisten einschneidende Entscheidungen im Leben entscheide ich nach den Grundlagen der Philosophie und mentalen Einstellung des Survivals.
Eine sieben Jahre lange sehr starke und schwere Mobbingzeit durch die Geschäftsführung meines früheren Arbeitgebers, habe ich durch diese Einstellung fast unbeschadet überstanden.

Was ist überhaupt Survival?


Es ist die Fähigkeit, ein Problem oder Notsituation mit dem vorhandenem Wissen und Kenntnisse, Begebenheiten und vorhandenen Mitteln, schnellst möglich unbeschadet zu bewältigen.

Eine Notfallsituation hat immer auch mit situationsbedingter Problemlösung zu tun. Das gilt für die Wildnis genauso, wie im Alltag oder am Arbeitsplatz.

Die realen und wahrscheinlichsten Notfallsituationen, die uns heute jederzeit treffen können bestehen aus:

  • Unfällen: Zuhause, unterwegs, bei der Arbeit
  • Naturereignisse: Sturm Feuer Wasser Hitze Kälte
  • durch Menschen verursachte Notlagen: Mobbing am Arbeitsplatz, Arbeitslosigkeit, Geldknappheit, schwere Krankheit, Plünderungen, Raub, tätliche Übergriffe in Disko, U-Bahnen usw.
  • Technischer Ausfall vom Stromnetz, Internet, Verkehr usw.
  • Terrorismus, Krieg
  • zu guter Letzt Notfälle im Gebirge und der Natur, an Gewässern etc.

Es gibt noch viel mehr Dinge, die uns geschehen können. Aber diese kleine Aufzählung zeigt, dass es in unserer „Zivilisation“ oft gefährlicher sein kann, als draußen in der Natur.

In einer Notfall/ Survival Situation, muss man immer die lebenswichtigsten Bedürfnisse des Menschen erfüllen.
  • Wasser
  • Nahrung
  • Schutz
  • Wärme
  • Hygiene
  • Gesundheit
Im Alltag wie im Notfall muss man diese Bedürfnisse erfüllen können. Darauf basiert unser ganzes Leben und auch das Survivaltraining. Fehlt eines oder mehrere dieser Bedürfnisse für längere Zeit, stirbt der Mensch. Man muss nur die schrecklichen Bildern aus den Krisenregionen, Flüchtlingslagern, Unwetterregionen usw. anschauen.

Unser Alltag unterscheidet sich nur scheinbar vom Leben in der Natur. Auch wenn es etwas komfortabler ist, das Grundprinzip ist immer gleich.

Draußen macht man ein Feuer. Dadurch hat man Wärme, Licht und eine Kochstelle.

Zuhause drehen wir den Knopf am Herd und können kochen oder drehen die Heizung an und drücken auf den Lichtschalter.

Draußen muss man Nahrung sammeln und auf tierische Notnahrung zurückgreifen. Man wird wieder zum Jäger und Sammler.

Zuhause gehen wir arbeiten und kaufen uns die Lebensmittel von dem verdientem Geld.

Draußen suchen wir uns eine schützende Unterkunft oder bauen eine.

Zuhause haben wir unsere Wohnung oder Haus.

So können wir alle Bedürfnisse durchgehen. Kommt ein schweres Unwetter, kann es beide hart treffen. Dem draußen lebenden, genauso wie dem Zuhause lebenden.
Survivalsituation: Verhalten und Absichern bei Naturkatastrophen.


Wie geschehen Notsituationen? Wie beginnen sie?

Das kann mir nicht passieren“ oder „Mir passiert schon nichts“,oder „Der Staat sorgt schon für uns“ ist die Grundeinstellung der meisten Durchschnittsmenschen. Das ist meist der Grund für fehlende oder mangelnde Vorbereitung auf Notsituationen.

Das ist auch der Grund, warum viele Menschen oft in gewaltige Schwierigkeiten kommen und viele tausende Leute jährlich weltweit tödlich verunglücken. Die Schwerverletzte sind fast unzählig.
Das zeugt von einer gewissen Arroganz und Ignoranz gegenüber all den Gefahren, die täglich im Alltag, auf Reisen oder in der Natur passieren können.

Starke Ermüdung, Wetterumschwung, falsche Entscheidungen, gebrochene Gliedmaßen, falsche Orientierung und Millionen andere Gründe können der Anfang einer Notsituation sein.
Die meisten Situationen sind am Anfang sogar nicht einmal so schlimm. Und für jemand der vorbereitet ist, auch zu meistern. Zumindest so lange, bis Hilfe eingetroffen ist.

Aber Panik, Angst, mangelndes Wissen und Kenntnisse, dadurch falsch getroffene Entscheidungen usw. können eine anfangs „leichte“ Notsituation in große bis tödliche Schwierigkeiten ausarten lassen.

Tagestouren sind systematisch für Kompromisse bei der Ausrüstung und der Planung. Man lässt den warmen Pullover weg, nimmt zu wenig Wasser mit, achtet weniger aufs Wetter usw. Die meisten Notsituationen in Europa geschehen in oder nahe der Zivilisation, oft bei bestem Handyempfang.

Es gibt auch folgende Meinungen:
Warum einen Erste Hilfe Kurs? Dann ruf ich halt den Krankenwagen.
Warum mit Selbstverteidigung befassen? Dann ruf ich halt die Polizei.
Warum Lebensmittelvorräte? Ich kann jederzeit in den Supermarkt.
Warum mich mit Notfallgefahren auseinandersetzen? Ich hab ja immer ein Handy dabei.
Warum einen Feuerlöscher? Dann ruf ich halt die Feuerwehr.
Warum aufpassen? Ich bin ja gut versichert.

Wer will kann das tun, aber man muss bedenken, dass bis Hilfe eintrifft es oft zu spät sein kann.

Der heutige Durchschnittsmensch hat sein ganzes Leben in fremde Hände abgegeben.

Eigenverantwortung und selbstständiges Denken ist wenig vorhanden.
In Geldangelegenheiten fragt man den Banker.
Für die Sicherheit sorgt der Staat.
Man vertraut den Zusagen der Versicherungen, dem Gesundheitssystem und dem sozialem Netz des Staates.
Selbst die Urlaubsplanung und Ablauf gibt man oft in fremde Hände.

Die Mode, die Meinungsmache der Medien, was wir denken, wissen und glauben sollen, alles wird fremdbestimmt.
Wer von der Norm abweicht und nicht jeden Trend mitmacht ist leicht ein Außenseiter und Eigenbrötler.
Alles ist durchgeplant und von Fremden organisiert.

Sein eigenes Schicksal, besser gesagt sein eigenes Leben selbst in die Hand zu nehmen ist für viele heute nicht mehr selbstverständlich.
Das hat natürlich den Vorteil, dass man immer einen Schuldigen hat, wenn irgendwo in der „Sicherheitskette“ etwas schief läuft.

Das heutige Survival Szenario:


Notsituationen kommen heute in vielfältiger Weise auf uns zu und können unterschiedlich lang anhalten. Man kann innerhalb weniger Minuten (z.B.Herzinfarkt), Stunden (z.B.Unterkühlung), Tage (verirren), Monate/Jahre (z.B.Mobbing, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Mangel) sterben. 

Weltweite Statistiken von Notsituationen haben gezeigt, dass ein durchschnittliches Survival Szenario (in der Natur) heute etwa bis zu 3 Tage zur Rettung dauert.
Diese Zeit sollte man durch sein Wissen und Fähigkeiten gut durchstehen können, aber auch darauf vorbereitet sein, dass es noch länger bis zur Rettung dauern kann. Daher nicht in Notsituationen aufgeben.

Liste der Feinde in einer Notsituation:



  • Angst und Furcht
  • Schmerzen und Verletzungen
  • Krankheit
  • Kälte und Hitze
  • Hunger und Durst
  • Nässe
  • Schlafmangel
  • Langeweile
  • Selbstzufriedenheit und Wunsch nach Komfort
  • Sturheit (Gefahrensituation nicht erkennen oder zugeben wollen)
  • falsche Versprechungen zu sich und anderen, welche zu falschem handeln führen
  • Falsche, unrealistische Zeitvorstellung, Meinung die Situation ist bald überstanden

Die letzten drei Punkte können Auslöser für einen tödlichen Ausgang sein!

Mentales Survival


Survival ist 90% Psychologie und Kopfsache. Alle praktische Kenntnisse nützen uns nichts, wenn wir nervlich versagen oder eine Situation nicht bewältigen können. Leute die in einer Notsituation sterben, haben meist schon mental aufgegeben, bevor der physische Körper starb.

Reaktionen bei einer Notsituation:


  1. Erkennen der Lage
  2. Speed, die körperliche Reaktion, der Blutdruck steigt, das Herz schlägt schneller usw.
  3. Sich anpassen oder nicht anpassen der Situation.
  4. Schritte unternehmen, zum Herauskommen aus der Notlage.

Die häufigsten persönliche Eigenschaften Überlebender:


  • Die Fähigkeit, ruhig und gelassen zu sein
  • Die Fähigkeit zu improvisieren und anzupassen
  • Die Fähigkeit schwierige Situationen durchzustehen
  • Die Fähigkeit, die Überlegungen und Zustand anderer zu erkennen
  • Die Fähigkeit, das Beste zu Hoffen, auf das Schlimmste vorbereitet zu sein
  • Die Fähigkeit, den Sinn für Humor zu behalten

Man kann die Bedrohung von Notsituationen reduzieren, durch die 5 V`s:


  1. Physische Vorbereitung: Outdoor Aktivitäten sind typisch für körperlichen Stress und ungewohnte hygienische Zustände. Sie sind aber auch ein gutes Training und Vorbereitung. Eine passende Grundkondition durch Sport, Gesundheit und Hygiene sind wichtig.
  2. Mentale und Emotionale Vorbereitung: Selbstvertrauen ist der Schlüssel und das Ergebnis von guter Planung, Kenntnisse von Fertigkeiten, persönliches Glaubenssystem und der allgemeinen Erfahrung durch Touren, Wanderungen, Erlebnisse etc.
  3. Materielle Vorbereitung: Gute Ausrüstung einpacken und auch die Handhabung wissen. Eine Notausrüstung für Unvorhergesehenes zu haben ist weise und sinnvoll.
  4. Vorbereitung für Gefahrenszenarios: Unvorhersehbare Notfälle können jederzeit passieren. Spiele in Gedanken alle möglichen Alpträume, Gefahren, Ängste usw. durch, was auf einer Reise, Bergtour, Arbeitslosigkeit etc. passieren kann. Und überlege Lösungen dafür, wie man die Gefahren verhindern oder abmildern kann.
  5. Die spirituelle Vorbereitung: Ein festes Fundament des persönlichen Glaubens ist sehr hilfreich. In schlimmen Gefahren fangen sogar oft die größten Atheisten an zu beten.

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